Beitrag des AK moB zum Berliner Mayday 2008
10,9,8,7, ….
Verwertungslogik und Normierungszwänge bestimmen unseren Alltag, die Arbeitsverhältnisse und Beziehungen. Ob auf Arbeit oder in der Clique – wir sind immer auch das, was die anderen nicht sind: männlich, deutsch, leistungsfähig, angepasst, unabhängig, schick und fit. Tragen Carhartthosen und gehen in die Muckibude. Sogenannte Problemfelder interessieren da nicht.
Steh´ mir nicht im Weg rum
Behinderung dagegen kennzeichnet eine lebenslange Abhängigkeit von Wohlfahrt und Zugeständnissen. Ein Arrangieren mit Barrieren. Jenseits von innen und außen, bemitleidet, unsichtbar und ausgesondert.
Galt noch in den achtziger Jahren in der Krüppelbewegung der Krückstock als Waffe, wird heute die Versorgungslage von Lobbyist_innen und Expert_innen auf kostspieligen Kongressen ohne die Betroffenen diskutiert. Nach wie vor haben die Bullen das unwidersprochene Monopol, die Knüppel zu schwingen. Wir stellen uns dieser Opferlogik quer. Wir wollen auch was von der Torte und stehen da im Weg rum, wo uns es passt.
Der erste Mai auf der Straße dient der Vergewisserung der eigenen Fitness und Coolness. Wir wollen Teil einer Bewegung sein, die keine Behinderungsängste bedient und Gesundheit nicht als persönliches Problem betrachtet. Wir haben keinen Bock mehr auf gängiges Verhalten und Schick. Wir sind nicht dankbar, wir sind äußerst unangenehm. Wenn alle wegrennen, bleiben wir stehen und halten zusammen.
Völlig entsichert und moB
Unser Leben gerät in Gefahr, von Nichtarbeit und prekären Beschäftigungsbedingungen geprägt zu sein. Wir alle bewegen uns in gesellschaftlichen Widersprüchen und Abhängigkeiten. Wir würden auch für garantierte acht Euro neunzig und weniger rund um die Uhr in vier Projekten gleichzeitig arbeiten, bis die neue Kollegin vorbeikommt, um uns abzuklatschen, weil der Preis nun stimmt und die Motivation ja keine Rolle spielt.
Andere arbeiten lebenslänglich in völliger Abhängigkeit in der „geschützten Werkstatt für behinderte Menschen“(WfbM). Sorgen für profitable Geschäfte von Siemens und VW und bekommen dafür ein Taschengeld. Der Ausschluss beginnt jedoch viel früher: im Kindergarten, in der (Sonder-) Schule und trifft andere Leute nicht weniger. Wir stellen uns gegen die Ausgrenzung von Menschen mit Behinderungen und andere Selektionskriterien wie Geschlecht, Klasse und Nation.
Wir sind Menschen mit und ohne Behinderungen.
Wir sind der ak moB.
Wir gehen raus aus der Isolation. Für einen barrierefreien Zugang zu den Torten. Her mit dem schönen Lift und weg mit der Drecksarbeit. Für ein solidarisches Miteinander statt Vereinzelung. Für Barrikaden statt Barrieren.