Politische Zusammenarbeit von Betroffenen und Nichtbetroffenen am Beispiel von Behinderung
Bitte meldet euch bei der Naturfreundejugend Berlin an.
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Samstag 15.03.2014: Recht auf gute Pflege und Assistenz – gemeinsame und gegensätzliche Interessen
Moderation: Arbeitskreis mit und ohne Behinderung (ak moB); Arbeitskreis Reproduktion
Wer mit Assistenz lebt oder Pflege benötigt, ist fast immer mit Auseinandersetzungen um ihre Finanzierung konfrontiert. Die Pflegeversicherung übernimmt nur einen Teil der Kosten und auch Assistenzleistungen müssen meist individuell mitfinanziert werden. Pflege wird zugleich oft als fremdbestimmt und bevormundend erlebt. So haben Menschen mit Behinderungen das Recht auf Selbstbestimmung und Assistenz erkämpft, aber bedarfsdeckend ist sie häufig noch immer nicht.
Wer als Assisent_in oder in der Pflege arbeitet, tut dies häufig schlecht bezahlt und unter hoher körperlicher und psychischer Belastung. Beschäftigte weisen immer wieder auf schlechte Arbeitsbedingungen hin. Wer Familienmitglieder oder Freundin_innen privat pflegt, hat wenig Anspruch auf finanziellen Ausgleich und weniger oder gar keine Zeit, einer Lohnarbeit nachzugehen.
Die Probleme sind zahlreich, sie werden sehr unterschiedlich erlebt und widersprüchlich diskutiert: Wenn ich nicht aus dem Bett komme, weil meine Assistentin streikt, teile ich dann ihr Interesse an besserer Bezahlung? Ohne Zweifel unterscheiden sich die Abhängigkeitsverhältnisse, in denen wir stehen. Wenn ich für bessere Löhne kämpfe, interessiere ich mich dann für das Selbstbestimmungsrecht behinderter Menschen oder das Arbeitgeber_innenmodell in der Assistenz? Beides steht sicher nicht im Zentrum meines Interesses.
Wir möchten in diesem Workshop mit euch diskutieren, ob sich aus den unterschiedlichen Perspektiven auf Pflege und Assistenz auch verschiedene politische Ziele ergeben. Wir möchten Differenzen und Gemeinsamkeiten ausloten und nach Strategien fragen, die mehr als nur ein Interesse voran bringen, ohne beliebig zu werden.
DJ_ane-Workshop
Ihr wollt die nächste Geburtstagsparty eurer_s besten Freund_in rocken oder in eurem Lieblingsclub für noch bessere Stimmung sorgen? Ihr habt euch schon mal nach Kursen für DJ_anes umgeschaut oder umgehört, aber keinen barrierefreien gefunden?
Oder habt ihr es noch gar nicht probiert, weil „es ja eh nicht geht“? Dann ist unser möglichst barrierearmer DJ_ane-Workshop etwas für euch!
Termin: 22. Februar 2014, 11 bis 17 Uhr
Ort: „Möbel Olfe“, Reichenberger Str. 17, Kreuzberg
(Nähe Kotti, barrierefreier U-Bahnhof)
Ihr werdet beim Workshop Grundlagen lernen und danach wissen, ob es sich lohnt, weiter zu machen und wie es gehen kann.
Wir werden lernen, mit Laptops aufzulegen. Bitte bringt eure Laptops mit. Da wir nur begrenzt Platz haben, brauchen wir bis 31.1. eure Anmeldung unter akmob@gmx.de.
Bei Bedarf wird der Workshop in Deutsche Gebärdensprache und / oder per Schriftmittlung übersetzt. Bitte gebt bei der Anmeldung auch andere Bedarfe an. Das gilt auch für den Fall, dass ihr keinen Laptop habt. Wir tun unser Bestes.
Die erste „Behindert und verrückt feiern“ Pride Parade ist nun vorbei. Es hat uns viel Spaß gemacht. Vielen, vielen Dank allen, die dabei waren!
Und die nächste folgt sogleich:
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Als die UN das Jahr 1981 zum „Jahr der Behinderten“ machte, gab es teilweise heftige Proteste. Die offizielle Eröffnungsveranstaltung wurde von Behinderten mit und ohne Rollstühlen blockiert, in einer Resolution hieß es: „Wir erklären, daß das „Internationale Jahr der Behinderten“, (…) über unsere Köpfe hinweg und gegen unsere Interessen durchgeführt wird. Diese Veranstaltung ist nichts anderes als eine kostspielige INTEGRATIONSOPERETTE, die die gravierenden Mißstände im Behindertenbereich verschleiern soll. Wir wehren uns gegen Festreden von Politikern und Fachleuten, die nur der Geltungssucht der Helfer und Prominenten dienen. Durch Mitleid und Helfertum werden sie die mühsam erkämpften Selbstvertretungsansätze zerstören.“ Mit einer eigenen Veranstaltung, dem Krüppeltribunal, klagten behinderte Menschen Menschenrechtsverletzungen an. So wurde anhand von Recherchen und Erfahrungsberichten Misshandlungen und Entmündigungen in Heimen und Sondereinrichtungen, sexualisierte Gewalt gegen behinderte Frauen, Willkür in der Auseinandersetzung mit Behörden und Ausbeutung in Werkstätten für behinderte Menschen sowie unhaltbare Zustände in Kliniken, Heimen und Psychiatrien sichtbar.
Auch wenn dieser Konflikt mehr als 30 Jahre zurück liegt, viele der Probleme sind bis heute nicht ausgeräumt: Die Zahl der Arbeitsplätze in Behindertenwerkstätten (WfbM) steigt seit Jahren kontinuierlich an. Für viele hält das derzeitige System keine Alternativen zur WfbM bereit. Die Arbeit dort ist zudem sehr schlecht entlohnt und als „arbeitnehmer_innenähnliches“ Anstellungsverhältnis mit weniger Rechten für die Arbeitnehmer_innen verbunden. Frauen und Mädchen mit Behinderungen erleben noch immer in sehr viel höherem Ausmaß Gewalt und Diskriminierungen als Frauen und Mädchen ohne Behinderungen (vgl. Studie im Auftrag des BMFSFJ: „Lebenssituation und Belastungen von Frauen mit Beeinträchtigungen und Behinderungen in Deutschland“, 2012). Immer wieder werden Missstände und Gewalt in Pflegeheimen und Psychiatrienbekannt. Ebenso wenig vom Tisch ist der Widerspruch zwischen „Selbstvertretung“ auf der einen und „Mitleid und Helfertum“ auf der anderen Seite, auf den die Krüppelbewegung Anfang der 1980er Jahre hinwies. Deutlich wird dies unter anderem am Konzept der Assistenz: Es unterscheidet sich maßgeblich von der institutionell organisierten Pflege, denn Menschen mit Assistenzbedarf sind weder Pflegeempfänger_innen noch Betreute, sondern dem Anspruch nach selbstbestimmte Assistenznehmende. Sie entscheiden, von wem welche Unterstützung wie geleistet werden soll. Dies steht im Widerspruch zu traditionellen Formen bevormundender Sorge.
Menschen sind auf unterschiedliche Weise und in unterschiedlichem Grad von anderen abhängig. Dabei können Abhängigkeitsverhältnisse mehr oder weniger einseitig, sprich: autoritär gestaltet sein. Menschen,die in hohem Maße von anderen abhängig sind, scheinen sich nach der herkömmlichen Vorstellung von Selbstbestimmung und Autonomie nicht emanzipieren zu können. Das ist ein Trugschluss. Jeder Mensch ist von anderen abhängig, aber in unterschiedlicher Weise. Für die Frage, wie selbstbestimmt eine Person leben kann, ist nicht der Grad der körperlichen Angewiesenheit auf andere zentral, sondern die Art und Weise, auf die Abhängigkeitsverhältnisse gestaltet werden. Wesentlichen Einfluss auf die Gestaltung dieser Abhängigkeitsverhältnisse haben sowohl diejenigen, die Assistenz leisten und in der Pflege arbeiten, als auch diejenigen, die diese Leistungen finanzieren. Leider sind die Arbeitsbedingungen in diesem Bereich häufig prekär, sofern diese Form der „Sorgearbeit“ überhaupt finanziert wird: Wer als Assisent_in oder in der Pflege arbeitet, tut dies häufig schlecht bezahlt und unter hoher körperlicher und psychischer Belastung. Wer Familienmitglieder oder Freundin_innen privat pflegt, hat wenig Anspruch auf finanziellen Ausgleich und weniger oder gar keine Zeit, einer Lohnarbeit nachzugehen. Mit Recht setzen sich daher Beschäftigte für ihre Interessen ein. Ebenso nachvollziehbar und wichtig ist die Forderung nach besserer sozialer Absicherung von Menschen, die unbezahlt Unterstützung leisten oder pflegen. So führt der berechtigte Anspruch, über intimste Dinge des eigenen Lebens selbst bestimmen zu können, immer wieder zu Konflikten mit den ebenso berechtigten Interessen der Assistent_innen und Pflegenden an guten Arbeitsbedingungen.
„Sorgearbeit“ ist also nicht per se gut oder schlecht, sondern immer ambivalent. Noch immer gibt es bevormundende, bemitleidende, gewalttätige und/oder abhängig machende Formen von Sorge(arbeit). Politische Interventionen, die sich in welcher Form auch immer mit Sorgearbeit befassen, müssen also immer mehrere Perspektiven reflektieren und in ihrer Kritik sichtbar machen. Es gibt reale Interessenwidersprüche, die nicht übergangen werden dürfen. Erst wenn offen über verschiedene Interessen gestritten und gesprochen wird, kann vielleicht auf lange Sicht eine größere Gemeinsamkeit entstehen. Ein gemeinsamer Kampf in einer Care-Bewegung kann daher nicht immer und von vornherein aus einem gemeinsamen „Wir“ erfolgen. Aber in Anerkennung der durch bestimmte Lebenslagen gewonnenen unterschiedlichen Expertise ist langfristig vielleicht eine gegenseitige solidarische Unterstützung möglich.
Im Niedriglohnsektor schuften Menschen,von denen dies viele nicht erwarten würden und die kaum wahrgenommen werden. Menschen, die als erwerbsunfähig gelten, weil sie als „behindert“ eingestuft und von der Agentur für Arbeit einer „Werkstatt für behinderte Menschen“ (WfbM) zugewiesen wurden. Das Sozialgesetz kategorisiert sie als Personen, die „unabhängig von Art oder Schwere der Behinderung wenigstens ein Mindestmaß wirtschaftlich verwertbarer Arbeitsleistung erbringen“ können. WfbM sind gesonderte Einrichtungen, um Menschen in Arbeitsprozessen zu beschäftigen. In Berlin gibt es unter 16 Trägern ca. 80 Werkstätten mit insgesamt 6.745 ArbeiterInnen. Es ist Aufgabe des Integrationsamtes, die gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit Behinderungen konzeptuell umzusetzen. Im Jahr 2006 standen hierfür in Berlin etwas über 21,6 Mio. Euro, sog., Ausgleichsabgaben zur Verfügung. Ein Teil des Geldes wird für Investitionen für Neu- und Ausbau von WfbM eingesetzt. Weiterlesen
Seit 2007 engagiert sich die Gruppe dafür, linke Behindertenpolitik zu verbreiten und Barrieren abzubauen
Am 18. Juni 1981 schlug der Rollstuhlfahrer Franz Christoph dem damaligen Bundespräsidenten Karl Carstens vor einer Festrede seine Krücke gegen die Beine. Er wollte mit der Aktion „Krüppelschläge“ darauf hinweisen, dass Behinderte von der Gesellschaft als mündige Menschen wahrgenommen werden müssten, die das Recht hätten, sich selbst zu vertreten. Weiterlesen
Wir sind eine Gruppe von Leuten mit und ohne Behinderung. Manche von uns sind Nutzer_innen von Persönlicher Assistenz, manche nicht. Wir alle finden die aktuelle Ausstellung in der Galerie Zeitzone „Jenseits des Helfersyndroms II – Künstlerische Positionen zu Careworking und Assistenz“ diskriminierend, geschmacklos und herabwürdigend. Weiterlesen
Redebeitrag zur Demo „1000 Kreuze in die Spree!“ am 18.9.2010 in Berlin
Vor etwa einem Jahr hat der Bundestag eine Verschärfung des Schwangerschaftkonfliktgesetzes (SchKG) beschlossen. Das neue Gesetz bewirkt vor allem eins: eine zunehmende Individualisierung der Verantwortung zu Lasten von Frauen. Der Blick auf Behinderung und Krankheit bleibt dabei unverändert. Weiterlesen
Artikel erschienen in der jungle world vom 3.6.2010
Vor etwa einem Jahr hat der Bundestag eine Verschärfung des Schwangerschaftkonfliktgesetzes beschlossen. Wessen Situation sich dadurch verbessert hat, ist weitgehend unklar. Weiterlesen
Horrornachrichten vom stark umkämpften Pflegemarkt führen oft zum Wegschauen, nicht zum Hinschauen, oft zu Angst vor Pflegebedürftigkeit und nicht zu Wut über diese Zustände. Damit Apathie in Widerstand verwandelt werden kann, müssen Alternativen bekannt sein.
Eine dieser Alternativen heißt Assistenz für behinderte Menschen. Weiterlesen
Beitrag des AK moB zum Berliner Mayday 2008
Verwertungslogik und Normierungszwänge bestimmen unseren Alltag, die Arbeitsverhältnisse und Beziehungen. Ob auf Arbeit oder in der Clique – wir sind immer auch das, was die anderen nicht sind: männlich, deutsch, leistungsfähig, angepasst, unabhängig, schick und fit. Tragen Carhartthosen und gehen in die Muckibude. Sogenannte Problemfelder interessieren da nicht. Weiterlesen